Was ist eigentlich GENUG?

Heute hatte ich einen sehr besonderen und spannenden Vormittag. Ich durfte 2 Frauen akut begleiten, die beide ziemlich frisch entbunden hatten und es Schwierigkeiten beim Stillen gab.

Das Interessante: eine der beiden Frauen hatte nicht genug Milche, die andere litt unter Brustentzündung, da die Kleine die angebotene Menge noch nicht aufnehmen konnte.

Da der Glaube an „Zufall“ schon lange nicht mehr in meinem System ist, habe ich begonnen, die beiden Frauen in Bezug zueinander zu betrachten, um zu erkennen was sich mir hier zeigen mag, was dahinter liegt und über die persönliche Erfahrung der einen oder anderen Frau hinausgeht.

Sofort war da die Frage: Was ist denn GENUG? Wer definiert diese Grenze? Gibt es nicht noch viel mehr zu betrachten, als irgendwelche Kurven und Normen? Sind es wirklich die Brüste, die nicht genug anzubieten haben oder Babys, die nicht genug trinken?

Was steckt hinter diesem GENUG?

Und sofort zeigte sich eine Ebene nach der anderen, die sich hier am Thema Stillen offenbarte:

Habe ich GENUG (zu geben)?

Bleibt mir GENUG?

Und bin ich überhaupt GENUG? Als Mutter und Mensch?

Fragen und Ängste, die sicher nicht nur stillende Mamas beschäftigen, die immer wieder jeden von uns umtreiben, die hier aber ganz schnell existenziell werden in der Verantwortung für dieses minikleine, zerbrechliche, zarte Wunder, das da zu einem gekommen ist.

Es ist der Kern unserer Überlebensängste. Habe ich GENUG Nahrung, Schutz, Wärme, Sicherheit.

Und nun liegt es ausgerechnet in meiner Verantwortung, dass mein Kind das bekommt! Schaffe ich das? Bin ich GENUG? Habe ich GENUG? Bleibt mir GENUG?

Die Antwort zeigte sich so klar durch diese Konstellation heute. Es gibt eine, die hat und eine, die braucht. Eine, die gibt und eine, die empfängt. Und beiden ist gedient.

Was wäre, wenn die Milch wie in einen universellen Strom fließen würde und jede sich nimmt, was sie braucht und teilt, was sie zu geben hat. Es wäre ein unendliches Strömen und Fließen. Stetige Bewegung. Fluss.

Und es wäre Fülle. Ein immerfließender Fluss.

Der natürliche Fluss der Fülle.

Und somit so passend, dass es sich hier beim Thema Stillen gezeigt hat. Dieser Fluss der Fülle, der so sehr der weiblichen Energie entspringt und durch sie genährt wird. Dieser Fluss, der beim Thema Stillen so sehr mit dem Nähren verbunden ist und hier plötzlich stockt oder versiegt.

Der Fluss, der aufgehört hat zu Fließen. Der versiegt, weil er stockt. Weil er sich staut.

Und somit haben wir aufgehört in der Fülle zu sein.

Was aber liegt dahinter, dass dieser Fluss zu fließen aufgehört hat? Warum können so viele Menschen Fülle nicht fühlen? Warum herrscht so viel Mangel oder Überfluss?

Mir hat sich heute gezeigt, dass es mit der Frage des GENUG zu tun hat. Dieses Wort ist in meiner Wahrnehmung dermaßen überlastet mit Prägungen und Definitionen, dass es sich weit von seiner eigentlichen Bedeutung, von seinem Platz entfernt hat.

GENUG ist in unserer Definition zu etwas geworden, dass ungefähr „gerade so ausreichend“ beschreibt. Ich verhungere schon nicht und komme irgendwie durch. Ich ÜBERLEBE.

GENUG in seinem Ursprung bedeutet aber: ich habe alles, was ich brauche, dass mein Körper und meine Seele auf allen Ebenen gesund und genährt sind. Dass nirgendwo Mangel oder Verzicht herrscht. Gute Nahrung, vielleicht eine regelmäßige Massage, eine inspirierende Reise, kostbare Zeit für mich… Das kann ganz unterschiedlich sein.

Mit unserer Prägung von GENUG ist es aber ganz schnell Luxus oder Gier oder es gilt als undankbar und damit ist unser natürliches Gefühl für GENUG verloren gegangen.

Wir merken irgendwie, mit dem definierten GENUG geht es uns nicht gut. Wir fühlen uns nicht genährt. Und wir beginnen zu sammeln, zu bevorraten, weil wenn das bisherige GENUG wegfällt, bin ich echt in Not.

Wenn aus dem gesunden und natürlichen GENUG etwas wegfällt, komme ich niemals in einen bedrohlichen Bereich.

Und mit dem Sammeln entsteht Stau. Stocken. Der Fluss, der Kreislauf der Fülle wird unterbrochen und beginnt an anderer Stelle zu versiegen.

Noch mehr Angst, noch mehr Mehr-haben-wollen/brauchen.

Und die Auswirkungen davon sehen wir auf der ganzen Welt.

Wir dürfen wieder eintreten in diesen Fluss der Fülle. Uns mit beiden Beinen hineinstellen. Unser GENUG wieder auf die richtige Position justieren und dann aus dem vollen Herzen geben, was jenseits dieses GENUG ist und mit Freude empfangen, was ich für mein GENUG benötige.

Und uns hier ehrlich fragen, ob wir uns diese Fülle eigentlich erlauben und zugestehen. Ohne Scham und schlechtes Gewissen. Oder ob wir aus unserer Angst  hamstern und sammeln.

Ein jeder ist hier aufgefordert sein GENUG zu überprüfen und zu leben.

Weil Eines hat sich mir hier ganz deutlich gezeigt:

EIN GESUNDES GENUG IST FRIEDEN.

Und im Übrigen hat sich die Frage nach dem „Bin ich GENUG?“ dann auch geklärt. Wenn wir in uns definiert haben, dass GENUG eigentlich nicht sooo dolle sei und obendrein absolut notwendig zum Überleben, macht das Stress.

Wenn GENUG aber mit PERFEKT gleichgesetzt wird, ja, dann sind wir alle perfekt und müssen nicht MEHR leisten, um dieses Mangelgefühl zu kompensieren.

Dann ist jeder nicht nur GENUG sondern PERFEKT.

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