Gedanken zur Pubertät

Ich möchte heute ein bisschen mit Euch über die Pubertät sprechen. Pubertät!? Wenn ich das sage, was löst das in Dir aus? Ein Augenrollen? Aussagen wie:“Puhh, ein Glück bin ich da lange schon durch!“? Oder erlebst Du die Phase gerade als Mutter Deiner pubertierenden Kinder?

Mal ganz ehrlich, wieviele wirklich begeisternde Worte findest Du für diese Zeit? Wie gerne gehst Du noch damit in Kontakt?

Ich erlebe es so, dass die meisten wenig wirklich Schönes damit verbinden und als Mama einer Tochter, die genau an dieser Schwelle steht, höre ich sehr oft vieles Negatives über diese Zeit. Wie anstrengend es werden wird. Wie unmöglich unsere Kinder dann sind. Ich erlebe viele Eltern, die sich in dieser Phase als schwer bestraft empfinden.

Aber warum ist das so?

Mich beschäftigt das schon länger und auf meinem Weg komme ich immer wieder in Kontakt mit der Zeit meiner Pubertät. Ja, ich war rebellisch und manchmal wild. Ja, ich hatte keine Lust auf Schule. Und ja, ich habe mich oft mit meiner Mama gestritten. Ja, ich feierte auch oft große Partys.

Aber wenn ich mich zurückfühle, war ich verdammt einsam in dieser Zeit. Unsicher. Es war eine Zeit, in der ich mich einfach nicht zurecht fand. Eine Zeit, in der ich ganz viele Fragen hatte, und keine befriedigenden Antworten darauf. Es war mir so vieles fremd, was von mir erwartet wurde oder von dem ich dachte, es müsse so sein, dass ich mich selbst darin nicht finden konnte…

Was ist sie denn die Pubertät? Hast Du Dir das wirklich schon einmal bewusstgemacht? Es ist die Zeit, in der das Mädchen zur Frau heranreift. In der es beginnt, sich selbst zu entdecken. Sich dabei auch abzugrenzen, aus der geborgenen Hülle von Mama und Papa zu schlüpfen. Es beginnt, die Welt mit eigenen Augen zu betrachten und seinen eigenen Platz darin zu finden.

Das junge Mädchen verändert sich auch körperlich, wächst in den Körper einer reifen Frau. Einen Körper, der sie ermächtigt, Lust zu empfinden, sich zu vereinigen, Leben zu schenken.

Das Kind kommt in Kontakt mit allem, was da in ihm schlummert. Alles, was jetzt drängt, nach oben zu dürfen, nach außen zu dürfen. Gelebt werden zu dürfen. Erfahren werden zu dürfen.

Es ist eine Zeit des Ausprobierens, des Fühlens, des Entdeckens und des sich Selbst-Findens.

Wenn das junge Mädchen denn den Raum erhält, das zu dürfen.

Wenn da eine Mama und ein Papa ist, die liebevoll begleiten, die es loslassen und ermuntern können, den eigenen Weg zu entdecken. Die da sind mit ihrer Liebe, was immer diese Phase bringt. Die Halten, wenn das Kind noch einmal den geborgenen Raum der Eltern braucht und die es fliegen lassen, wenn die Freiheit ruft. Die nicht bewerten, sondern begleiten.

Das junge Mädchen braucht aber auch tatsächlich den Raum in ihrem Alltag für all diese Erfahrungen. Es braucht FREI-Zeit. Frei von Leistungsdruck, frei von Erwartungen, frei von Ängsten. Um sich ausprobieren zu können, sich erfahren zu können.

Und es braucht Raum für Begegnungen. Verbindungen auf Herzensebene. Räume, in denen es wertgeschätzt ist. Gesehen, gehört. Ernst genommen.

Weil so viele Mädchen fühlen sehr klar ihre Wahrheit. Aber fühlen sich falsch, weil es vielleicht nicht dem Mainstream entspricht, weil es nicht dem entspricht, was auf dem Schulhof getuschelt wird oder dem, was sie gelernt haben. Sie brauchen Ermunterung, gute Vorbilder.

Sie brauchen Räume, wo sie das aussprechen können und unterstützt werden.

Sie brauchen Frauen, die durch diese Phase vollständig gegangen sind, die sich erkannt und gefunden haben, und ihr Wissen mit den Mädchen teilen.

Liebe Mama, das bist im Idealfall Du. Aber bist Du tatsächlich selbst schon durch all diese Ebenen selbst durch? Hast Dich ausprobiert und gefunden? Dich als die Frau entfaltet, die DU bist? Die befreit und aus den Mustern Deiner Kindheit gelöst?

In meiner Wahrnehmung sind die allermeisten von uns Frauen, selbst noch auf dem Weg zur Frau, die sie eigentlich sind. Obwohl sie längst erwachsen sind und eigene Kinder geboren haben. Wir hatten oft keine Vorbilder und keine Räume, uns in der Pubertät wirklich selbst zu erfahren und anzunehmen.

Und das ist das, was an uns ruckelt und zieht, wenn unsere Töchter zu pubertieren beginnen. Weshalb es anstrengend bis hin zum Alptraum wird. Weil wir konfrontiert werden, mit all dem, was in uns selbst noch nicht befreit und gewachsen ist. Weil unsere eigenen Wunden berührt werden. Weil wir in Kontakt kommen, mit dem, was wir sicher verschlossen halten.

Deshalb, liebe Mama, beginne bei Dir hinzuschauen. Nehme sie noch mal an, Deine Pubertät. Ganz bewusst. Erlaube Dir jetzt das, was damals keinen Raum hatte. Heile Deine eignen Wunden. Entdecke und entfalte die Frau, die Du bist.

Dann kannst Du applaudieren bei jedem Mal, wenn Deine Tochter rebelliert. Dann bist Du stark genug, sie zu halten in ihren Tränen, dann blickst Du stolz auf jedes Bisschen, das sich Deine Tochter für sich erobert. Dann kann die Freude, sie zu der Frau, die sie ist, werden zu sehen, frei fließen.

Gehe den Weg für Dich und Deine Tochter. Sei ihr das Vorbild, das es ihr erlaubt, leichter durch diese Phase zu gehen und ergreife die Chance für Euch beide, etwas wundervoll Neues in dieser besonderen Zeit zwischen Euch zu knüpfen.

Geht gemeinsam durch diese Phase. Zum Pubertieren ist es nie zu spät! Weil wir alle wollen zu der Frau werden, die wir tief im Inneren sind.

Danke, liebe Frau.