Meine Gebärmutter und ich

Ich mag Euch heute mal ein bisschen erzählen von meiner Beziehung zu meiner Gebärmutter. Beziehung? Ja! Allein im Wort steckt sie schon, die Mutter. Mal ganz abgesehen davon, dass man ja auch zu allem anderen als zu Menschen eine Beziehung haben kann…

Hier habe ich aber ganz bewusst das Wort Beziehung gewählt, weil allermeistens verwenden wir es im Sinne von Partnerschaft oder sogar LiebesBEZIEHUNG.

Was das angeht, habe ich allerdings meine Gebärmutter über viele Jahre ziemlich verkannt…

Bewusst wurde sie mir 1x im Monat, nämlich dann, wenn ich schmerzvoll meine Regel hatte. Damals habe ich mich oft gefragt, warum wir Frauen so damit geplagt werden und sie mehr als einmal verwünscht. Gebärmutter war für mich nur das, was ich im Wort fand: gebären und Mutter-Sein. Und das war für viele Jahre eben ganz weit jenseits meines damaligen Horizontes und Lebensplans.

Und so bekam meine Gebärmutter vermutlich auch erst in der ersten Schwangerschaft die erste liebevolle Zuwendung von mir. Wow! Als mir bewusst wurde, was sie da leistet, war ich sehr verliebt in sie. In meinen Bauch. In jeden Zentimeter, den er dicker wurde und sich meine Gebärmutter weiter ausdehnte, um meinem Kind Leben zu schenken und es wachsen zu lassen. Da konnte ich sie gut nehmen. Denn sie tat ja genau das, was ich von ihr erwartete: gebären und mich zur Mutter werden lassen.

Nur hat sie in all den Jahren schon vieles einstecken dürfen. Und so schmerzte es auch oft, wenn sie sich ausdehnen wollte, weil sie zu fest war. Zu angespannt. War zu lange eng und klein gehalten worden… Und ich fand mein Vertrauen zu ihr nicht, wenn sie es gebraucht hätte – wir waren ja nicht gerade beste Freunde bisher. Ich war ungeduldig mit ihr – und mit mir.

Und dennoch – es hat sich viel verändert in dieser ersten Schwangerschaft. Aber wirklich bewusst, ist sie mir danach dennoch nicht geblieben. Ich habe wieder gestöhnt, als die Regel neu einsetzte und das war es… Bis ich mit dem 2. Kind nicht schwanger wurde… Aber anstatt meine Liebe in meine Gebärmutter fließen zu lassen, um meinem Baby da ein schönes, liebevolles, geborgenes Zuhause zu bereiten, wurde ich immer kritischer mit ihr und mir. Die sollte doch jetzt bitte funktionieren! Ich fühlte mich als Versagerin. Und um das nicht fühlen zu müssen, sollte meine Gebärmutter doch bitte jetzt wieder ihren Dienst aufnehmen, wenn sie mich schon Monat für Monat plagt, und das tun, für das sie da ist: mich erneut zur Mutter machen…

Heute muss ich sagen, welch große Liebe meine Gebärmutter mir damals entgegengebracht hat! Obwohl ich sie so behandelt habe, hat sie mir schließlich noch ein Kind geschenkt und sogar ein Drittes! Sie hat sich mir immer wieder offenbart, erlaubt, sie zu fühlen, so dass ich mit der 3. Schwangerschaft lernen durfte, sie auch zu mir zu nehmen. Sie anzunehmen.

Seither tauche ich immer öfter bewusst in meine Gebärmutter und ihre Energie ein und bin überwältigt von dem, was dort verborgen liegt und sich mir Stück für Stück, Puzzlestein für Puzzlestein zeigt. Ja, sie ist ein Universum, in das wir eintauchen dürfen und – noch besser – für uns nutzen dürfen.

Und sie zur guten Freundin zu haben, besser sogar eine wirkliche Liebesbeziehung mit ihr zu pflegen, das ist das Geschenk, das sich jede Frau selbst machen darf.

Meine Gebär-Mutter ist pure Stärke! Rein physisch ist er der stärkste Muskel im Körper, der diese enorme Leistung unter der Geburt hervorbringt, das Baby auf die Welt zu bringen.

Diese Kraft dürfen wir nutzen für unser Leben! Sie steht uns Frauen, immer und jederzeit zur Verfügung, wenn wir uns mit ihr verbinden.

Meine Gebär-Mutter ist aber auch pure Liebe! Sie ist mein Nest. Mein Raum der Geborgenheit. Wenn ich mich mit ihr verbinde, kann ich mich einhüllen, halten lassen. So wie meine Kinder dort liebevoll umsorgt und geschaukelt wurden.

Ja, sie ist meine gebärMUTTER. Sie ist der Raum in mir, in dem ich mich fallenlassen kann. Einkuscheln kann. Mich nähren kann. Der Ort, wo ich ins Vertrauen gehen kann.

Das ist der Ort, an dem so viel heilen durfte aus meiner Kindheit und der Beziehung zu meiner eigenen Mama, weil dort in meiner Gebärmutter der Raum ist, an dem mein inneres Kind wohnt. Sie ist Nest und Bettchen für dieses Kind. Sein Zuhause. Dort wohnt die kleine Osari. Gut beschützt und gehalten. Von dort kann sie losfliegen und die Welt entdecken, weil sie weiß, dass sie dort immer ihren Platz hat, an dem sie liebevoll empfangen wird.

Meine Gebärmutter ist die Ur-Mutter. Die alte Weise, die mich lehrt und erinnert.

So wie mein Körper weiß, wie er mein Baby versorgen muss, dass es wachsen und Gestalt annehmen kann, wie er weiß, wann es Zeit ist, es zu gebären und loszulassen, so erinnert sie mich an die Zyklen des Lebens. Sie erinnert mich an mich und meine Bedürfnisse. Sie zeigt mir, wann Altes gehen und Neues empfangen und in die Welt getragen werden darf. Sie zeigt mir, wann es Zeit ist zu ruhen und wann Kraft und Lust vorhanden sind.

Ja, meine Gebärmutter ist pure Lust! Und ich meine es nicht nur sexuell. Natürlich ist hier die Verbindung zu meinem Baby, das ich über diese Lust empfangen habe. Aber es ist noch eine andere Lust in ihr zu fühlen. Die Lust an mir selbst, meine Lebenslust.

Sie sprüht und funkelt nur so vor dieser Lust. Fliegende Schmetterlinge. Und wenn ich mich damit verbinde, macht mir mein Leben Freude und gelingt in Leichtigkeit.

Meine Gebärmutter ist Inspiration. Im Kontakt mit ihr empfange ich meine Ideen, meine Projekte. In ihr dürfen sie reifen, bis sie so weit sind, auf die Erde entlassen zu werden. Im Kontakt mit ihr bin ich Schöpferin. Ganz physisch, wenn ich meine Kinder in mir entstehen lasse, aber auch für alles andere, das in meinem Leben Gestalt annehmen möchte.

Sie ist voller Kreativität! Die kann ich nutzen, so dass mein Leben bunt und interessant ist. In Ihr steckt die Liebe zum Detail, zur AusGESTALTung. Sie ist Schöpfungsbewusstsein. Alles darf neu und frisch entstehen, so wie auch kein Kind gleich aus der Gebärmutter schlüpft. Jedes ist einzigartig und vollkommen. Sie hat Freude daran und so darf auch ich die Kreativität nutzen, um Freude an den Dingen zu haben, die ich tue.

Sie ist mein Feuer, für das ich brenne. Und sie ist das Feuer, das für mich brennt: Kraft, Licht, Wärme, Funkeln, Geborgenheit, Verbundenheit.

Vielleicht kannst Du es fühlen: Deine Gebärmutter brauchst Du nicht (nur), um Deine Kinder zu gebären. Du brauchst sie für dich! ICH brauche sie für mich! In ihr und durch sie gebäre ich mich. Durch sie hole ich mich Stück für Stück auf die Erde. Durch sie erfahre ich Heilung. Jeden Tag aufs Neue.

Ja, es ist eine Liebesbeziehung, die ich in den letzten Monaten zu meiner Gebärmutter entwickelt habe. Prickelnd, spannend. Manchmal aufregend. Manchmal schmerzvoll. Aber mit jedem Tag wächst die Liebe und das Vertrauen in uns und unser gemeinsames Wirken.

Ich bin sehr dankbar, dass sie so geduldig mit mir war und ist. Und so genieße ich nun meine Schwangerschaft mit mir selbst aus vollen Zügen.

2 Antworten auf „Meine Gebärmutter und ich“

  1. So schön liebe Osari 🦋 was für ein Geschenk sich dessen bewusst zu werden welche Kraft, Kreativität und Liebe in uns Frauen wohnt ☀️🌸🙏 Danke für diesen tiefen Einblick von Schwester zu Schwester 💕

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